08 Mar 2019
Vorschlag von Grillmöbel zum Frauentag
“Frauen mögen Männer mit Kurven”. Ist genauso wahr wie der Satz, den wir alle kennen, versprochen. Die hoffentlich im Todeskampf befindlichen Pauschalisierungen werden einst ihre eigenen Wahrheiten produziert haben durch den endlosen Teufelskreis von im Patriarchat geschaffenen Fakten gegenüber vom Patriarchat erhobenen Vorwürfen und Abwertungen.
Die Zeit, in der dieses System sich selbst erhalten konnte, ist vorbei. Das ist gut so und es ist zahllosen kämpfenden Frauen* weltweit geschuldet, von denen nicht wenige diesen Kampf teuer bezahlt haben werden. Doch es bleibt noch viel zu tun, damit die Saat nicht nur aufgeht, sondern eine gute Ernte bringt. Ein Frauen*streik ist dafür eine gute Idee, denn er bezieht die ökonomische Ebene mit ein, die im Kapitalismus leider immer miteinbezogen gehört, und macht die entmenschlichenden Verhältnisse im Bereich Arbeit, ob Repro- oder sonstige, sichtbar.
Im Bundesland Berlin allein wurde dem Frauen*streik der Wind aus den Segeln genommen, indem ein neuer Feiertag beschlossen wurde (es werden natürlich dennoch viele Orte bestreikenswert gewesen sein). Ich wohne ja bekanntlich nicht in Berlin, aber habe aus dem idyllischen Berlinchen die Vorkommnisse in der Hauptstadt für euch verfolgt: Lange und natürlich sträflich verkürzt wurde darüber debattiert, bis der Feiertag dann beschlossen war, und selbst danach begegnete mir immer wieder die Frage: “Ist das jetzt gut oder schlecht?”.
Neben aller berechtigten Kritik sind mir folgende positive Effekte aufgefallen:
1. Der Feiertag schafft Raum. Durch die Festlegung entwickelten sich Debatten, aber auch im eher Small Talk-lastigen Stadtgespräch war das Thema allgegenwärtig. Natürlich mannigfaltige und höchst ambivalente Resultate hervorbringend, erscheint mir der durch den Feiertag entstandene Raum zum Verhandeln und die Präsenz des allzu oft unsichtbaren Themas aber definitiv eine Errungenschaft, die wenig andere Dinge als ein Feiertag hätten hervorbringen können.
2. Der Feiertag ist selbst ein mutiger Schritt. Es passiert nicht alle Tage, dass ein neuer Feiertag eingeführt wird und alleine deshalb ist eine solche Entwicklung etwas Spannendes. Dass dieser nichts althergebracht-religiöses, nichts militärisches und nicht einmal ein historisches Datum zum Anlass hat, ist erfrischend und per se emanzipatorisch. Die vielen hysterischen (sic!) Reaktionen von konservativer Seite bestätigen das.
3. Der Feiertag schafft ein Gefühl. Und zwar eins, das es sonst nicht so viel oder nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit gibt. Das nicht gerne gesehen wird. Das Fest selbst war eine rührende Erfahrung. Denkt man den Nationaltaumel am 3.10. oder den üblichen Geschichtsrevisionismus am 9.11. mit, eine unverzichtbare!
Es ist kein Zufall, dass das Patriarchat gerade jetzt auch wieder zum Angriff übergeht, sei es in Form von sehr dummen “Männerrechtlern” oder Narreteien der CDU-Vorsitzenden, bei der noch unklar ist, ob ihr Name auf Grillmöbel genannt werden darf. Es fühlt sich bedroht und maskiert es mit Empörung und Spott. Bedroht davon, dass diejenigen, die so schön unterdrückt, abgewertet und pauschalisiert werden konnten, es wagen, ihre Menschlichkeit, ihr Selbstwertgefühl und ihre Individualität eigenmächtig wiederzuerlangen.
Ich muss für mich klar feststellen: Was so viel Irritationen und reflexhaft-neurotische Reaktionen hervorruft, muss eine gute Entwicklung sein in einer solchen Gesellschaft, wo doch eigentlich alles seinen geregelten Gang gehen soll. Ich begrüße den neuen Feiertag! Ich begrüße jede Reibung und Brechung, die er mit sich bringt, und will nun noch abschließend klarstellen, dass sich nur eine Methode für das letzte Gericht über die Reaktionären eignen wird: Eine Hexenverbrennung.