13 Nov 2016
Jetzt hör endlich mal auf, getriggert zu werden!
Draußen rumlaufen. BILD-Schlagzeile: „BILD-Verkehrsservice – Alle Radarfallen in Berlin auf einen Blick!“. Nicht dass die Raser noch beim rasen erwischt werden. Wie die zweirädrige Eskorte beim neusten Lärmtrend: der Motorradhochzeit. Kombiniert werden das traditionelle feierliche Hupen und Motorradlärm. Eine jede Großstadt braucht das.
In ein Café gehen. Ein Buch lesen. Ein Blick zeigt: 10 Leute im Café, 9 davon am Bildschirm, 8 davon zeigen stolz ein apfelförmiges Logo nach außen. Apple-Produkte zu nutzen ist freiwillige Knechtschaft. Viele Oligopole auf der Welt, aber es ist nicht so, als gebe es keine weniger restriktiven und boshaften Betriebssysteme auf dem Markt. Eigentlich nachteilige Eigenschaften eines Produktes umzudeuten und zum Trend zu machen, das ist die Essenz unserer Zeit. Auf einer Seite die Leute, die sich sowas ausdenken. Auf der anderen Seite die Leute, die das fressen. Wem gebührt mehr Verachtung? Natürlich ersteren, aber diese Klarheit verschwindet, umzingelt von 8 Apple-Logos. Coworking-Nasen, allesamt. Nur ich verstehe die Erbärmlichkeit der Situation. Traurig.
Das Café verlassen. Verwirrung: Leute laufen Smartphones vor sich her tragend durch die Gegend, nehmen kaum etwas anderes wahr. Wieso? Achso, Pokémon Go. Kleine Monster suchen in Berlin oder Auschwitz. Niemals Gesetze brechen gegen Ungerechtigkeit. Aber für Pokémon Go. Statement: Ich finde es gut, wenn Leute durch Pokémon Go in einen Hinterhalt gelockt werden oder sterben. Weiter.
Mit dem Bus nach Hause fahren. Bus voll. Türen sind so gestaltet, dass sie nicht zugehen, wenn jemand davor steht. Wieso? Wurde jemals jemand von einer Bustür zerquetscht? Lieber ein paar Tote durch Bustüren, als jeden Tag mitansehen zu müssen, wie sich alle gegenseitig zerfleischen, obwohl das zugrunde liegende System Mumpitz ist. Allein die Möglichkeit, dass sowas änderbar ist, scheint völlig ausgeschlossen. Aussagekräftig, so eine Busfahrt.
Blick aus dem Fenster. Riesenwerbetafel: „Unerkannt unterwegs? (Mein erster Gedanke: Illegalisierte, doch nein!) 2 Millionen Menschen in Deutschland haben Diabetes, ohne es zu wissen.“ Warum sagt ihrs den armen Leuten dann nicht endlich mal!
Immer noch im Bus. Durchsage vom Band: „Liebe Fahrgäste! Zu Ihrer eigenen Sicherheit möchten wir Sie bitten, sich während der Fahrt festzuhalten.“ Jeden sofort anfahren, der unbeabsichtigt die Fahrt um einige Sekunden verzögert, aber keine Reaktion ob dieser unverschämten und entmündigenden Darrede. Aussagekräftig, so Alltagskram.
Zuhause ankommen. Sich über Drohnen informieren. Statement: Ich finde gut, wenn Drohnen Flugzeugunglücke auslösen.
Unterhaltung unterm Fenster belauschen: „Yeah, I totally love this city, it has, like, the best clubs and everything.“ „Yeah, me too, you know, it‘s my favourite city in Europe. It‘s so much better than London! Also it‘s really cheap and quiet.“ „Yeah, you‘re totally right. And I love the people here!“ „Oh and the food is so good in Berlin!“ „Where do you like to go clubbing?“ „Oh where don‘t I? […]“ Wovon reden diese Menschen und warum merken sie nicht, dass überall der Faschismus ausbricht?
Alle Welt empört sich über den Präsidenten Trump*. Ich nicht. Scheint mir erstaunlich angemessen.
*bis vielleicht auf die vielen Millionen Menschen, die ihn gewählt haben, aber auffallend selten erwähnt werden
Ok noch was zum Lachen. Ich zitiere Wikipedia: “Das Ständige Komitee für Rechtsfragen in Saudi-Arabien hat eine bereits 2001 zum Pokémon-Spiel bekanntgegebene Fatwa erneuert. Der Rechtsgelehrte Scheich Saleh al-Fausan sieht auch bei Pokémon Go keinen Unterschied. Danach wird Pokémon mit einem Glücksspiel verglichen, und die Spielfiguren würden auf der Evolutionstheorie von Charles Darwin basieren. Beides wird vom Islam abgelehnt. Drei männliche Spieler wurden am Flughafen Dschāzān deshalb bereits verhaftet.” Selten so etwas witziges gelesen in diesen Zeiten. Und dazu eine Win-win-win-Situation (Grund für das 3. win ist mein Amusement)!
