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29 Nov 2016
Luxus für alle - Bourride vom roten Knurrhahn an eingemachtem Fenchel und geröstetem Wolfsbarsch für die Welt! (statt Brot für die Welt)

Ich betreibe ja regelmäßig Internetrecherche, obwohl weder ich den Anspruch habe, gut Recherchiertes darzubieten, noch es mir an Dingen mangelt, über die ich mich aufregen kann (siehe „Themen“), wodurch die Frage aufkommt, weshalb dann überhaupt massenweise von anderen veröffentlichten Unsinn zum Tagesgeschehen querlesen, doch das soll die Grillmöbel-Teampsychoanalytikerin beantworten, dann kann ich mich wieder um den ersten Satz dieses Textes kümmern, demzufolge ich ja regelmäßig Internetrecherche betreibe und das muss ich ja aus einem bestimmten Grund hier behaupten – geht doch gar nicht anders! - der da wäre ein Gedanke, der sich so in Ansätzen seit einigen Tagen bei mir im Gehirn eingeschlichen hat und nun während des Abtippens dieses Satzes reift, bis er denn irgendwann in genialer Gänze vorhanden sein würde, wäre er nicht zuvor bei Grillmöbel, dem „Web-Sammelsurium unvollendeter Kunstwerke“ (PC Praxis 11/16) erschienen und als die bahnbrechende Erkenntnis verkauft worden, dass nämlich, und nun folgen – heute erstaunlich früh – die ersten Zeilen dieses Textes, die mehr als Unfug und Darrede enthalten, dass also nämlich die Gesamtheit an Personen, von denen im Jetzt eine Biografie zu erwerben ist, durch ihre Zusammensetzung die falschen Bilder begünstigt, die in dieser Gesellschaft gebraucht werden, damit alles so bleibt, wie es ist. Soweit keine Erkenntnis, ein kleiner vom Kapitalismus assimilierter Teilbereich trägt also das Seine zu den gesellschaftlichen Zerwürfnissen bei, was denn auch sonst! Und doch habe ich noch nie auf diese Weise darüber nachgedacht: Von welchen Leuten existieren und das heißt verkaufen sich Biografien? Von allen Prominenten. Von vielen Politiker_innen. Von zahlreichen Neureichen. Natürlich von irgendwelchen Volldeppen wie dieser Ekelfratze. Dann, schon wichtiger: Von nicht so abscheulichen Menschen, zB denjenigen, die von historischen Ausnahmesituationen geprägt sind, Kriege erlebt haben oder irgendetwas spektakuläres; letztlich steht allen Personen eine Biografie zu, die es auf irgendeine Weise wenigstens einmal kurz geschafft haben, ihres Lebenslaufes wegen in den Medien Erwähnung zu finden. Wir im Grillmöbel-Team lieben Biografien, denn durch nichts lässt sich Geschichte besser begreifen, die Essenz einer Zeit besser nachfühlen, Menschsein besser verstehen als durch die wie auch immer geartete Erzählung eines Lebens. So. Eine sehr gute Art von Biografie ist zB „Angela‘s Ashes“ von Frank McCourt, weil der Autor nämlich einfach irgendsoein Typ ist, der in einem ziemlich armen und beschissenen Umfeld augewachsen ist. Keine historische Ausnahmesituation (Armut gibt es ja, dem Markt sei Dank, immer und überall), keine besondere Bildung, keine Prominenz jedweder Art. Dieser Typus von Biografien ist extrem unterrepräsentiert, weil natürlich die wenigsten Leute, die so aufwachsen, anders enden bzw. jemals in einen Zustand gelangen, wo sie Zeit oder Nerven dafür haben, der Nachwelt ihre Memoiren aufzuschreiben. Sprich, Biografien sind etwas, was Reiche, Gebildete oder sonstwie Besondere tun und wenn man McCourt mit dazudenkt, stets ein Resultat von Glück oder Erfolg, den aber die meisten nicht haben. Und so bleiben Millionen Lebensgeschichten ungehört, die genausoviel Aussagekraft haben könnten wie diese ganzen „besonderen“ Geschichten. Ein Beleg, und hier nun die Brücke zum Anfang dieses Geschreibsels, aus dem Berliner Tagesspiegel, ein fast revolutionärer Artikel unter den gerade betrachteten Umständen. In der taz dagegen ein völlig sinnfreies Interview mit Benjamin von Stuckrad-Barre, einem Menschen Mann, der extrem unsympathisch ist, aber als „neuer deutscher Popliterat“ gefeiert wird und beliebt ist, weil er als „geradeheraus“ gilt oder sowas; eigentlich weiß er aber nur über alles genau Bescheid, weil er so schwere Zeiten mit „Koks, Alkohol und Frauen“ hatte. Der hat natürlich nicht darauf verzichtet, seine Autobiografie zu schreiben und als popkulturell gebildeter Mensch muss man den scheinbar gut finden. Ich für meinen Teil mag den Typ mit den Hitlerbildern in der Küche mehr als Dingsbums von Stuckdiwupp und wer darüber jetzt schockiert ist, muss halt diesen Tagesspiegel-Artikel lesen.

In einem anderen Tagesspiegel-Artikel wurde irgendein großindustrieller Autonarr zitiert: „Damit E-Autos künftig auch für längere Strecken attraktiv sind, muss es vor allem an Autobahnen ausreichend Schnellladesäulen geben“. Was der erste Satzteil meint: Damit alles so bleiben kann, wie es ist. Hat nichts mit dem Thema zu tun. Oder doch?

Nein.

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