04 Apr 2015

Ich habe den Fußboden mit Seife gewürzt, genau wie Sie gewünscht haben

Die Suche nach Antworten scheint etwas zu sein, was gerade viele Leute, äh, machen. Schwer verständlicherweise landen sie dabei nicht bei einem gesunden Skeptizismus, sondern bei Religionen, Ratgeberliteratur, neurechten Verschwörungstheorien oder Günter Jauch, der Jauchegrube der Nation, wo Antworten stets dazu da sind, ein bizarres deutschnationales Fernsehidentitätsgefühl zu konstruieren, indem mit fünfstelligen Beträgen belohnt wird, wenn man weiß, wie Heribert Faßbender (wer?) die Leute traditionell zu begrüßen pflegte, damals, als noch die ganze Familie vor einem friedensstiftenden Fernsehaparillo zusammen saß. Günter Jauch hilft dabei, eine Familien- und Bevölkerungspolitik zu vermitteln, die sich seit den Nazis nicht geändert hat. Geht es zu weit, zu sagen, dass letztlich sowas wie Günter Jauch einen Schlussstrich erst möglich macht? Da es hier um Antworten geht, sage ich „definitiv nein“ und kehre zu meinem Thema zurück: Antworten. Wenn es so dringend Antworten braucht, kein Problem, ich habe Antworten. Hier ist eine: Nein, sondern nach Bedürfnissen. Eine andere: Honig aus einem Löwenkadaver. (vgl. Ri. 14, 12ff) Hier ist noch eine: Weil es richtig ist. Auch immer eine Antwort: Reichstagsbrand. Und natürlich die popkulturelle Antwort par excellence: 42. Tja.
Zwischen Frage und Antwort liegt der gesamtgesellschaftliche Umsturz.
Während irgendwelche Christenheinis mal eben definieren, was „die Grundfragen des Lebens“ sind, sind wir schon weiter und wissen, dass da (natürlich) jede_r seine oder ihre eigenen Ansätze hat und mögen die sich auch manchmal mit den lahmen Phrasen des New Age Klerus überschneiden, bedeutet das wie immer garnichts, denn dem Christentum ist absolut nichts progressives immanent. Keine soziale Struktur der Welt, die nicht so etwas hat wie die zehn Gebote, aber viele soziale Strukturen, die nicht behaupten, Nächstenliebe erfunden zu haben und dann im Namen dieser furchtbare Verbrechen begehen. Jaja, das Christentum kommt mal wieder nicht gut weg bei Grillmöbel (warum sollte es auch), aber es ist ja schließlich Karsamstag und da kann man ja mal jetzt noch ein bisschen Öl ins Feuer oder Essig auf den Schwamm gießen, denn morgen triumphiert ja wieder die gesamte Christenheit über Satanas oder was weiß ich. Vielleicht wäre dies eine gute Stelle, obigen Satz zu wiederholen, nach dem „zwischen Frage und Antwort […] der gesamtgesellschaftliche Umsturz [liegt], wie zwischen Karfreitag und Ostersonntag der Karsamstag. Die Parallele wirkt erschreckend plausibel, verstecken sich doch sogar die Wörter „Frage“ und „Antwort“ nahezu komplett innerhalb der beiden Feiertagsbenennungen. Bedeutet das, dass uns heute oder an einem anderen Karsamstag die Weltrevolution erwartet? Und wieder gibt Grillmöbel, die „unfehlbare Auskunftscommunity“ (c’t 8/15) eine direkte Antwort: Hoffentlich.
So, nach der Verschwörungstheorie für unterwegs ein letztes Mal zurück zum Thema. Antworten. Warum eigentlich Antworten? Die Antwort liegt auf der Hand: Um nicht mehr fragen zu müssen. Das bedeutet: Um nicht mehr nachdenken zu müssen. Aber Grillmöbel sagt überraschenderweise: Antworten sind meistens Quatsch. Wir müssen nicht wissen, woher wir kommen und was uns „danach“ erwartet, um (gut) zu leben. Und vor allem müssen wir nicht wissen, ob es funktioniert, wenn wir Revolution machen, wir müssen nur wissen, dass es nötig ist. Vielleicht sollte sich auch Erkenntnistheorie etwas weniger damit beschäftigen, was wir wissen können, sondern was notwendig ist, zu wissen, wenn man handeln will. Doch egal was man von Antworten hält: Wenn zwischen Frage und Antwort tatsächlich der gesamtgesellschaftliche Umsturz liegt, ist auch für Leute auf der Suche nach Antworten klar, was zu tun ist. Wenn sie nicht beim Reiki steckenbleiben.
Doch es gibt ja Grillmöbel und das Team hinter Grillmöbel wird natürlich weiterhin Antworten liefern, wenn gewünscht. Gute Antworten auf die Frage, was man tut, um zu sein, gibt übrigens auch Georg Kreisler, der leider tot ist und nicht wiederauferstehen darf.