12 Sep 2019
when a man laughs at a woman
Der Typ, dem alles egal ist, ist jetzt Vater. Natürlich nicht zuletzt, weil ihm alles egal ist. Dem Typen, dem alles egal ist (und der jetzt Vater ist), ist aber klar, dass die Zeiten sich geändert haben, deshalb nimmt er zwei Monate Elternzeit und lässt sich dafür feiern. Danach übernimmt die Freundin des Typen, dem alles egal ist, oder Alexa. Der Typ, dem alles egal ist, steht nämlich auf Elektrospielzeug. Vater zu sein ist für ihn auch Gelegenheit, mehr davon anzuhäufen, ein Vorgang, an dessen Ende mit großer Wahrscheinlichkeit ein SUV steht, der einzige Wagen, der zugleich familienpraktisch und männlich ist.
Mit seiner Männlichkeit ist der Typ, dem alles egal ist, der jetzt Vater ist, ohnehin völlig versöhnt, schließlich hat er ja jetzt Frau und Kind (Er pinkelt im Sitzen und hat seine Betten gemacht, aber nicht, weil er es gut findet, sondern als Reaktion auf den verdammten Druck, den er glaubt zu spüren, wodurch es unter der versöhnten Fassade brodelt). Und Heiraten bringt Steuervorteile; er sieht, dass es so ist, aber nicht, warum, also macht er es.
Als Vater tut der Typ, dem alles egal ist, der jetzt Vater ist, alles, was nötig ist. Dem Kind fehlt es an nichts. Spielzeug, Windeleimer, Mobiliar, das nicht von Ikea ist, denn das ist gefährlich für Kinder, der Typ, dem alles egal ist, weiß, welche Kommoden umfallen und welche nicht. Er kauft dem Kind alles, was es braucht, und weiß, was es braucht, weil er sich informiert hat, nicht weil er nachgedacht hat.
Aus demselben Grund kennt er sich aus in Erziehungsfragen und weiß, wie er sich auf dem Spielplatz verhalten muss, damit alle sehen, dass er einer von den guten neuen Vätern ist. Residuen wilder Zeiten in Outfit, Tattoos und Bartfrisur verwirklicht, weiß er, dass die wilden Zeiten vorbei sind und Kinder keinen Advokaten wilder Freiheitlichkeit als Vater brauchen, sondern einen verantwortungsbewussten Mann.
Der Typ, dem alles egal ist, der jetzt Vater ist, will auch, dass alle sehen, wie verantwortungsbewusst er ist, deshalb lässt er sein Kind keine Sekunde allein, denn er weiß über den üblen Ruf von Vätern, die ihre Kinder allein lassen, Bescheid. Ganz Zögling der Gesellschaft, die ihn hervorgebracht hat, bietet er seinem Kind im Austausch für Liebe die Dienstleistung der schönen ungetrübten Kindheit an, die er selbst nicht hatte. Mit Konflikten kann der Typ, dem alles egal ist, der jetzt Vater ist, umgehen, denn er weiß, dass das wichtigste ist, sofort eine klare Position zu haben, denn ein Vater darf noch nicht eine Sekunde lang Unsicherheit zeigen; das überfordert das Kind. All diese Dinge sind für den Typen, dem alles egal ist, der jetzt Vater ist, plausibel und liegen geradezu auf der Hand. Ich meide mittlerweile die Spielplätze, auf denen er sich breit macht. Er ist keine gute Gesellschaft.