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14 Jul 2019
Selber Manufaktur!

Die Berliner S-Bahn wirbt mit zwei Schwulen unterschiedlicher Herkunft für ein Ticketangebot. Nike bietet Kleidung in Übergrößen an und erntet Kritik. Der DB-Konzern zeigt auf seinen Postern so viele Quotenminderheiten, dass es Twitternutzer auf die Palme bringt und Boris Palmer auf Twitter.
Wieso eigentlich stehen die Konzerne nun in der Kritik? Sie halten sich doch an die Forderungen, die über Jahre an sie gestellt wurden: Weniger normative und ausschließende Werbung; mehr Sichtbarkeit von Minderheiten usw. Oder gab es diese Forderungen gar nicht? Hat man nur wütend festgestellt, dass Werbung irre normativ gestaltet ist, wollte aber gar keine Änderung?
Ich denke, vor allem sollte der Missstand angeprangert werden. Doch wer anprangert, sollte sich nicht wundern, wenn auf der Gegenseite versucht wird, den Pranger abzuschütteln. So wie DB und Nike und alle diese Konglomerate, die sich in dieser Zeit halten wollen.
Damit ist nur niemandem geholfen. Wenn Konzerne nun progressiv auftreten, ist das natürlich kein Grund zum Feiern: Für diejenigen, denen progressive Werte wichtig sind, verwässern diese dadurch oder drohen, zu Verkaufszwecken „missbraucht“ zu werden. Für die anderen, die ohnehin schon der bekloppten Wahnemung (kein Schreibfehler, Mischung aus „Wahn“ und „Wahrnehmung“) sind, dass die Öffentlichkeit vom, haha, linksgrünen Meinungskartell gestaltet wird, bietet diese Entwicklung ein kraftvolles Indiz für die Verschwörungstheorie.
Also eine Sitaution, in der diejenigen, die Kritik geäußert haben, nur verlieren können. Aber wo liegt der Fehler?

I.
Das Problem ist nicht, dass Werbung bestimmte Bilder vermittelt.
Das Problem ist, dass Werbung überhaupt existiert und Bilder vermittelt.
II.
Werbung wird nicht plötzlich etwas geiles, wenn sie diverser wird. Im Gegenteil droht sie, totalitär zu werden, indem sie mehr und mehr Zielgruppen ins Konzept integriert.
III.
Es ist (immer noch) weder überraschend noch skandalös, wenn Großkonzerne ausschließlich profitorientiert handeln. Indem sie Kritik annehmen, tun sie genau das.

Die radikalste Position zu benennen empfiehlt sich, um zu wissen, wo es hingehen soll; auf ihr im Praktischen zu bestehen, macht aber meistens handlungsunfähig. Bei Werbung ist es anders. Es gibt keinen sinnvollen Kompromiss. Das komplette Phänomen gehört von diesem Planeten getilgt.

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