16 Apr 2019
Ich habe ... wie heißt es noch gleich ... ... Wortfindungsschwierigkeiten!
Schweigen sollen all diejenigen, die die Geistigkeit der Musik betonen. Für die Musik eine Art transzendenter Ausdruck menschlicher Entwicklung ist. Die an Musik und vergleichbaren Phänomenen ein idealistisches Exempel statuieren. Die zwischen Musik und Humanismus einen monolithischen Zusammenhang herbeifantasieren, insofern als Musik an den Menschen gekoppelt sei oder ähnlichen Blödsinn. Die Musik einen gleichsam magischen oder mystischen Aspekt zuschreiben.
Ich weiß nicht, ob Leute das tun. Wenn ja, sollen sie jedenfalls (s.o.) schweigen:
Musik ergibt sich nahezu determiniert aus den physikalischen Gesetzen unseres Universums. Es wird überall, wo Evolution abläuft und lange genug Zeit ist, sich früher oder später eine Spezies entwickeln, die auf die Idee kommt, ein Stück Darm* über einen Stock zu spannen und daran zu zupfen. Oder in ein Rohr hineinzublasen. Oder mit dem eigenen Körper bestimmte Geräusche zu produzieren.
Nichts rätselhaftes; nichts magisches ist dabei. Auch nicht in der Art, wie sich Musik entwickelt hat bis heute. Es ist sowohl eine logische Folge, dass dort, wo die Instrumente am kompliziertesten herzustellen sind, zunächst eine Art Elitismus ausbricht, genauso wie es zu erwarten ist, dass sich Klassenverhältnisse in musikalischen Entwicklungen spiegeln. Ebenso kann man davon ausgehen, dass, je mehr Menschen, je mehr Instrumente, je mehr freie Zeit vorhanden sind, mehr und mehr Musik entsteht, die sich in Kulturen und Subkulturen völlig ausdifferenziert und dabei die technischen Neuerungen vollständig in ihre Möglichkeiten integriert. Logisch ist auch, dass jeder Kanon und jede musikalische Norm irgendwann irgendwem auf die Nerven geht, woraus musikalische Rebellionen, Brüche, Neudefinition der Hörästhetik sowie Vermischungen von Musik und anderen Feldern des Menschlichen entstehen; einschließlich wunderbarer Albernheiten wie den Shitlers oder diesem wahnwitzigen Orgelstück von John Cage, you know.
Natürlich würde Musik in jeder anders ablaufenden Evolution anders klingen. Der Freiraum besteht in den Hörgewohnheiten und der Ästhetik; möge man die ganze Magie dahin verschieben, wohin sie gehört, nämlich dorthin. Aber auch in allen möglichen Zeitlinien würde es sowas wie die Shitlers und John Cage geben, auch wenn sie möglicherweise anders heißen würden.**
Jede Wette.
Man geht ja mittlerweile davon aus, dass dieses Universum nur eines von vielen ist und, wenn ich auch nicht so ganz verstehe, wo diese dann sein sollen,**** Brian Cox wird es wissen jedenfalls, dann könnten natürlich durchaus Universen mit anderen physikalischen Gesetzen und damit auch – zumindest theoretisch – ohne Musik existieren.
Ich würde allerdings niemandem wünschen, ohne so etwas magisches und schöngeistiges wie Musik leben zu müssen.
* oder ein Äquivalent aus dem entsprechenden Evolutionsfundus
** zB so oder so ***
*** Popkultur-Alarm!
****Konzepte wie Raum und Zeit funktionieren dann ja nicht mehr; das überfordert selbst mich