07 Mar 2019
die restlichen Nudeln
Was ist das eigentlich, das nächtliche Jubeln? Indem es anwesend und konzentriert ist, erbittet es gleichsam eine Untersuchung.
Die Mittel der Logik reichen zunächst nicht aus, um das nächtliche Jubeln zu ergründen. Wäre es allein Indiz jugendlichen Überschwangs, enthielte es ein Sichgehenlassen; dieses stünde jedoch im krassen Gegensatz zur beharrlichen Regelmäßigkeit des nächtlichen Jubelns. Die Regelmäßigkeit ihrerseits weist allerdings eben nicht auf sich abwechselnde gleiche Urheber hin; eine solche Tradition verbieten die Bestimmungen der Metropole.
Die Zeiten, an denen das nächtliche Jubeln auftritt, bergen eine Ähnlichkeit: Es scheint innerlich geknüpft zu sein an die mehrheitlich arbeitsfreien Tage und ihre Vorgänger. Im Verein mit besagter Regelmäßigkeit im Auftreten muss es zumindest teilweise zum Trend geworden sein; das nächtliche Jubeln wird zum Ritual des Sozialen.
Wanderte es ins Brutale ab, lehrte es uns als Grölen das Fürchten. Verharrt es beim Jubel, trägt es dennoch Brutales in sich. Es ist weniger Ausdruck als Schauspiel: Das nächtliche Jubeln soll etwas zeigen: Jugend, Überschwang, fun. Wurde die Fähigkeit, Begeisterung und Glück zu empfinden, nicht erlernt, wird sie durch das n.J. im simpelsten Duktus, ja, nachgeäfft. Und wer dies derart zu veräußern müssen glaubt, dem mangelt es an innerem Gegenstück.
Der zu ziehende Schluss ist einer, den wir nicht ziehen wollen aufgrund seiner Tendenz zur Abgeklärtheit: Das nächtliche Jubeln ist – dann doch – in jeder Hinsicht belanglos.