grillmoebel
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13 Jan 2019
Gelb ist die Hoffnung

Menschen sind schon komisch. Die Hälfte der Zeit fühlen sie sich gekränkt davon, dass noch andere Menschen um sie herum existieren (dazu noch mit Wünschen und Bedürfnissen), in der restlichen Zeit wünschen sie sich nichts mehr als die Nähe zu anderen Menschen. Weil die Erkenntnis eine so herbe ist, dass jeder Mensch letztlich auf sich allein gestellt ist, und zwar allein dadurch, dass wir einander eben nicht geistig verbunden sind wie die Wesen bei Star Trek oder irgendwelche KIs in Science-Fiction-Filmen, sondern getrennte Wesenheiten. Nicht nur Science Fiction ist voll mit dem Wunsch nach tatsächlicher geistiger Vereinigung, auch in den religiösen und esoterischen Ideen findet sich das Muster wieder: Sei es “eins sein mit dem Universum” oder auch “mit Gott”; viele dieser Strömungen sind voll von Bildern, die auf die eine oder andere Weise Verschmelzung, Verbindung oder Vereinigung transportieren. Das ist ja kein Zufall. Und worauf sonst weist das hin als auf den innigsten Wunsch nach einer Alternative dazu, entfremdete Einheit zu sein, nicht allein zu sein?
Es zeigen sich hierin die Reaktionen auf die Erzkränkung*, die es bedeutet, als Mensch zu leben. Diese ist sehr nachvollziehbar, wurde schließlich niemand je danach gefragt**. Man kommt auf die Welt und dann muss man einfach damit fertig werden. Und bevor irgendjemand damit kommt: Nein, Biotechnologie wird uns nicht davor bewahren.
Das Schöne ist, dass aus dieser Kränkung auch die zahlreichen unvollkommenen Verbindungsversuche resultieren, ohne die niemand Mensch sein kann. Kommunikation, Freundschaft, Liebe, Kunst, Nähe, Intimität, Sex – eine solche Erzkränkung lasse ich mir gefallen.

Es ist trotzdem gut, zu wissen, wann es genug ist mit Gekränktsein.





* auch ein guter Bandname ** solcherlei gehört auch beim Kinderwunsch bedacht, übrigens

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