grillmoebel
Über Blog Beliebte Posts Kontakt Themen

27 Jun 2018
Konferenz der Tiere - gefördert durch die Aktion Mensch

Nachtrag VI:

Kürzlich musste ich mal wieder an reiche Selbstdarstellerarschlöcher denken. Wahrscheinlich wegen dieser aktuellen Fußballgroßveranstaltung, der “W-M” oder so. Eine kleine Stimme meldete sich und meinte, ich solle nicht so bösartig den reichen Selbstdarstellerarschlöchern gegenüber sein. Erstaunt horchte ich auf: Was sollte das denn jetzt? Die Stimme argumentierte weiter, die Bösartigkeit sei offensichtlich Projektion auf der Grundlage von Sozialneid und Ohnmachtsgefühlen. Dabei hätten diese extrem überbezahlten Fußballspieler eigentlich ein unheimlich ambivalentes Leben mit vielen Anteilen, die man seiner ärgsten Feindin nicht wünsche. Sie nannte dann Stichworte wie fehlende Privatsphäre, eine Rolle spielen müssen, Leistungsdruck, Härte und Konkurrenz.
Nie hatte ich mich einem guten Argument entzogen, auch diesmal nicht. Ich setzte ihm leichtfüßig folgende drei Thesen entgegen:

  1. Alle könnten sie sofort damit aufhören; Geld genug haben sie ja
  2. Dass Geld glücklich macht, mag verkürzt und zu pauschal sein, dennoch gibt es einen Umkehrschluss der Tatsache, dass Armut krank macht, von dem diese Menschen enorm profitieren
  3. Die Ambivalenz der Promi-Erfahrung wird in einer Gesellschaft, die alles, aber auch alles an eigenen Glücksvorstellungen auf das Leben von reichen Selbstdarstellerarschlöchern projizieren will, für diejenigen, die da angebetet werden, bis hin zur Nichterfahrung verschleiert. Das Argument wäre nur eines in einer Gesellschaft ohne diesen Anerkennungsüberschuss getreu der widerlichen Maxime “Der Erfolg gibt ihnen recht”.

    Darüber hinaus wurde mir zugetragen, diesmal von außerhalb, dass der Begriff des Selbst, der sich in meiner favorisierten Beschreibung reicher Selbstdarstellerarschlöcher als reicher Selbstdarstellerarschlöcher zweifellos findet, mitnichten geeignet ist, diese Hüllen von Menschen zu beschreiben, deren Entmenschtheit darin wurzelt, dass irgendwas, seis Kulturindustrie oder Markt, sie gänzlich durchdrungen und eben nur eine Hülle hinterlassen hat. Man betrachte zum Beispiel diesen Kasper, mit dem die -eigentlich irgendwo ernstzunehmenden- Queen gerade auf Welttournee sind. Adam Lambert heißt der, wurde einmal durch die Talentmühle American Idol gedreht, “kann tanzen und singen”, nur halt nicht gut (was kein Problem wäre, würde nicht dauernd eine Exzellenz herbeiillusioniert), und spielt jetzt die Rolle eines echten Menschen (Freddie Mercury). Funktionieren wird das ganze natürlich immerzu, weil “die Fans” zu allem, aber wirklich allem bereit wären, um nur noch einmal das Revival-Pferd zu reiten. Das ist ihnen nicht einmal vorzuwerfen, denn was sollen sie sonst tun? Aktuelle Popmusik hören?
    Genau.
    Und so hat es ein weiterer Volldepp geschafft und kann sich mächtig fühlen auf der Bühne, weil er Lieder nachsingt, mit denen er nun wirklich nichts zu tun hat.
    Doch um zurück zum Fußball zu kommen, hier zeigt der Mainstream durchaus auch Humor: Nicht nur, dass, sobald “die Mannschaft” (fantastischer Brand übrigens) mal nicht so spielt wie sie soll, die “Loyalität der Fans” sofort in Hass und Rassismus umschlägt (“nicht richtig deutsch” etc), oder die übliche Stilisierung als Opfer des Schicksals (“Dieses Tor hätte alles verändert”, es ist nur trotzdem nicht gefallen); nein, nach dem Vorrundenaus, über das ich mich sehr freue, “schließt Joachim Löw” Konsequenzen “nicht aus” (GMX News), nämlich: den Rücktritt, ein Wort, das genau wie seinerzeit beim (deutschen!) Papst, die Verhältnisse klarstellen soll, dass nämlich die Deutschen, egal in welchem Ressort, nichts lieber tun, als sich unterzuordnen. Ist die historische SPD daran schuld? Vielleicht.
Über Blog Beliebte Posts Kontakt Themen