29 May 2018

Ich bin froh, dass Sie ein Mensch sind und kein fleischfressendes Bakterium

Nachtrag II

Die von mir beklagte Kanonisierung findet sich nicht nur in Geschichtsschreibung und Literatur, sondern zB auch bei Lebensmitteln. Hier kanonisiert einerseits das kapitalistische System selbst, indem nur produziert wird, was günstig produziert werden kann, so dass wir viele Arten von Obst, Gemüse, Getreide- und sonstigen Produkten niemals kennenlernen werden.* Andererseits definiert uns das Menschheitsgedächtnis durch Rezepte o.ä., welche Dinge zusammenpassen und wie sie gemacht werden. Das ist in vielen Fällen auch sinnvoll und richtig, da klassische Gerichte meistens eine gewisse Berechtigung haben, dennoch sollte man nicht vergessen, dass Geschmack letztlich subjektiv ist und alle diese Prozesse auf Mehrheitsmeinungen basieren. Just sayin’.
Die traurigste Form von Kanonisierung bei Lebensmitteln und gleichzeitig eine Verbindung der beiden erwähnten Dynamiken sind Dönersoßen. Kräuter, Knoblauch, scharf. 3 Stück, das wars. Hunderttausende von Jahren menschlichen Schaffens reduziert auf diese kümmerliche Auswahl. Möge dieser Kanon erweitert werden um unendlich viele kreative Kombinationen.
Kräuter, Knoblauch, scharf - wenn ich nicht mehr Mensch sein darf.

* Hinterhältig, wie es nunmal ist, schleicht es dann einen Teil der restlichen Sorten durch die Hintertür ein, wodurch sie dann teurer werden, weil selten und exklusiv und so (lila Kartoffeln ausm Bioladen, Urgetreide, Superfoods, etc etc). Schlau, schlau!