02 Oct 2016
O Haupt voll Blut und Wunden / sitz ich beim Schwager vorn
Leute, die ihr im Harzgebirg‘ unterwegs seid,
Geht nicht auf den Brocken!
Vielmehr sollt ihr ihn meiden, sofern ihr Genuss vorzieht dem Verdruss!
Der Brocken ist ein Moloch,
Gerade bei gutem Wetter besteigt ihn niemals!
Es wird den reuen, der es dennoch tut!
Mag man vom Brocken aus noch so weit sehen können,
Ragt er auch noch so exponiert aus der Umgebung heraus,
Erzählen auch noch so viele Leute jubelnd von ihrer Besteigung,
Mag er Gegenstand noch so zahlreicher Mythen und Legenden sein,
Meide ihn wie die Pest!
Nimm das Keuchen und Spucken,
Den Todeskampf der Brockenbahn als ein Zeichen für das,
Was dir selbst bevorstehen muss,
Folgst du ihr zum Gipfel!
Und wenn du überall hörst, dass man auf dem Brocken gewesen sein muss,
Und wenn du im Oberharz wandern willst,
Und wenn du von Natur aus die höchsten Berge am liebsten magst,
Verzichte auf den Brocken!
Er ist es nicht wert!
Wie es die auf dem Goetheweg sich prozessionshaft fortbewegenden Massen bereits andeuten,
Wird es bis zum Gipfel mit jedem Höhenmeter unerträglicher,
Bis die schrecklichste Agonie ersehnenswert scheint!
So ist der Brocken!
Ein Ungetüm, das sich deiner bemächtigt!
Eine Naturgewalt, mit Gewalt zum Monstrum gemacht!
Eine Hölle, nicht unter der Erde, sondern erhaben aus dem Relief gestanzt!
Ein Ort, wo sie sich die Zunge zerbeißen vor Pein! (Offb 16, 10)
Nein, Wanderer, lasst den Brocken aus,
Auf dass ihr nicht nur Freude
Und Ertüchtigung
Und Erholung
Von eurer Harzreise mitnehmt,
Sondern auch
Genugtuung
Denen gegenüber,
Die der Wahrheit über den Brocken nicht kundig sind.