grillmoebel
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28 Jan 2016
Es musste ja irgendwann passieren

Was mir im Kopf herumgeht? Was geht mir denn nicht im Kopf herum? Ich lese ein Buch, das mich daran erinnert, dass es nicht möglich ist, ohne einen vollständigen Umsturz des kapitalistischen Systems die Klimaerwärmung auf 2°C zu begrenzen und dann kommen Leute zu mir und verteidigen die Freiheit aller Meinungen. Du kannst aber nicht gleichzeitig für profitorientiertes Wirtschaften sein und für Umweltschutz. Eine Meinung, die Tatsachen widerspricht, ist nicht zu schützen, denn sie vergiftet den Diskurs (zB Homöopathie). Eine Meinung, die man haben kann, wenn man weiterhin Kohle verfeuern und Erdöl fördern will, und obendrein die einzige, ist die, dass es gut/egal ist, die Grundlagen allen Lebens zu zerstören. Bitte sehr! Ich meine das ganz ernst, das ist eine scheußliche, aber mögliche Meinung. Hauptsache kein Greenwashing, keine bürgerliche Öko-Scheinwelt; der springende Punkt bei der ganzen Sache ist, dass eben nicht alles durch Konsum zu lösen ist. Wie alles andere hat der Kapitalismus (Überraschung!) auch ebenjene Lebensgrundlagen zu großen Teilen bereits zerstört und wie bei allem anderen ist die Ideologie vom bürgerlichen Konsum in der Lage, das nicht zum Problem werden zu lassen. Und wie immer finden „radikale Linke“ einen Weg, wie alles weitergehen kann, ohne dass einzelne sich einschränken müssen, und nennen es Kritik an Konsumkritik, wo sie zu faul sind, sich mit den – zugegeben – erschreckenden Auswüchsen der Öko-Bewegung differenziert auseinanderzusetzen (Hippies, Esos, dogmatisch Vegane) und begrüßen die mediale Fixierung auf diese, so sie dadurch das Thema abgeben können und endlich wieder zum nächsten Event, wo Polit-Aktivismus durch Konsum, Speed und reduzierte Klänge möglich ist. Viele Gründe hat diese Vermeidungsstrategie, ganz klar auch gute, aber das eine Mittel, das wir haben gegen die ganze Scheiße, nämlich kritische Analyse, zu missbrauchen, um einen der wichtigsten Kämpfe unserer Zeit zu diskreditieren, den gegen die Zerstörung aller Lebensgrundlagen, verdammt nochmal, das ist einfach widerlich. Daher diese Kritik an Kritik an Konsumkritik. Muss ich antikapitalistischen Menschen ernsthaft darauf hinweisen, dass Kritik an Konsumkritik, im Gegensatz zu minus mal minus (ergibt plus), nicht wieder Konsum ergibt? Dass Konsum nichts geiles ist? Dass Verzweiflung und Ohnmacht nicht jeden moralischen Impetus außer Kraft setzen sollte? Es macht mich rasend.
Die imminente ökologische Apokalypse hat einen guten Effekt: Zahlreiche vormals neutrale Stino-Wissenschaftler_innen etc betrachten es mittlerweile als Fakt, dass Lösungen nur durch eine konsequente Abkehr von kapitalistischen privatwirtschaftlichen Strukturen möglich sind. Wo ist eine große Bewegung, die das ausnutzt, wichtige Themen ergänzt und dem Ganzen die nötige Radikalität verleiht? Nirgends, weil die Leute, die dafür infrage kommen, sich entweder in ihrer Version kapitalistischer Ausbeutung (denn nichts anderes gibt es) wohlfühlen oder lieber über die Spinner unter den Ökos lästern, anstatt denen etwas entgegenzusetzen und die Gemengelage zu verändern. Wer das tut, hat aufgegeben und das mindeste wäre, das einzugestehen. Alles andere ist Schein.

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