18 Sep 2015
Wer Latein kann, ist (wie immer) im Vorteil
3: Platz
Es gibt eine Ressource, die selbst für >7 mrd. Menschen auf der Welt in ausreichender Größe vorhanden ist und das ist Platz. Umso mehr ärgert es mich, dass die brutalen Strukturen des Wohnungsmarktes oder eigentlich die schiere Existenz eines WohnungsMARKTES dazu führen, dass wir hier mit 3 Leuten + Baby in einer 2-Zimmer-Wohnung in einer extrem lärm- und smogbelasteten Gegend leben müssen. Ja, müssen. Diese Klage ist keineswegs als Erste-Welt-Gejammer missaufzufassen, denn wie gesagt: Platz gibt es genug. Zieht man leerstehende Wohnungen, Zweit- bis Siebtwohnsitze, Landgüter, unbewohnte Spekulationsobjekte (Den Raum, in dem Menschen die meiste ihrer äußerst wertvollen und potenziell großartigen Lebenszeit verbringen, als “Objekt” zu bezeichnen oder gar zu “handeln”, ist einfach nur pervers) ab, also diesen ganzen vom Kapitalismus gerne den Gewinnern zur Verfügung gestellten Luxusscheiß, gibt es vielleicht sogar genug Wohnungen auf der Welt. Und dann steht derm Vorwurf des Jammerns auf 1.-Welt-Niveau die Möglichkeit eines umverteilten Luxus’ für alle entgegen. Und deswegen ärgert es mich, dass wir hier so einen Kraftakt stemmen müssen und uns überhaupt nicht trauen brauchen, von einer besseren Wohnung zu träumen, weil wir zu wenig Geld haben und (zum Glück) nicht bereit sind, die Opfer zu bringen, die zu genug Geld führen könnten. Und so sitzen wir hier zu viert auf 52 Quadratmetern rum und die Leute wundern sich, weshalb Besuch für uns etwas Schwieriges sein kann. Und ich weiß, dass viele Leute deutlich krassere Wohnsituationen haben (oder gar keine), weil ihnen unsere Privilegien fehlen und das ist dann auch der Grund dafür, dass ich das irgendwie hinkriegen möchte. Zum Glück sind für das Baby die 182 Kubikmeter hier ungefähr ein ganzes Universum (hehe) oder zumindest, was für uns soundsoviele Fußballfelder sind und zum Glück kapiert das Baby (noch) nicht, dass sowohl Finanz- als auch “Flüchtlingskrisen” allzeit Wohnungskrisen sind und zwar mindestens naiv in Kauf genommene, wenn nicht geplante. Luxus, der fehlen kann, wenn man woanders in einer albern kleinen Baby-WG lebt und nicht in den eigenen 18 Quadratmetern: Ein PC mit Maus und ein Email-Programm, so dass ich nicht immer über GMX/Web/Hotmail.de nach meinen Nachrichten nachgehen muss. So hat das Ganze sein Gutes, denn hätten wir das Baby auf meinen wenigen Quadratmetern großzuziehen angefangen, wüsste ich nicht, dass eine mir unbekannte Person namens Kim Kardashian einen in vieler Leute Augen guten (oder großen?) Hintern hat und auch nichts über den Zug voller Nazigold.